DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie
Seit März 2022 läuft die Studie „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“ an der Universitätsmedizin Essen. Fünf weitere Studienzentren beteiligen sich seit Oktober 2022 an der DigiSep-Studie: das Universitätsklinikum Heidelberg, die Medizinische Hochschule Hannover, das Universitätsklinikum Bonn, das Klinikum Heidenheim sowie die Universitätsmedizin Göttingen. Der Konsortialführer des mit 3,1 Millionen Euro geförderten DigiSep-Projekts ist die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universitätsmedizin Essen. Die Studie soll die Frage klären, ob mit innovativer, digitaler Erregerdiagnostik Verbesserungen bei der Sepsis-Diagnostik und der anschließenden Behandlung erreicht werden können. Zum Hintergrund: Digitale Erregerdiagnostik macht es möglich innerhalb von 24 Stunden mehr als 1.500 Keime zu erkennen. Indem zeitnah präzise Informationen über die Art und Menge von Krankheitserregern im Blut ermittelt werden, können lebenswichtige passgenaue Antibiotika-Therapien so umgehend eingeleitet werden.
„Sepsis ist ein absoluter Notfall und muss als solcher frühestmöglich erkannt und behandelt werden. Dabei sind wir alle gefragt, da jeder Mensch, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand, ob zuhause oder im Krankenhaus, an einer Sepsis erkranken kann“, betont Prof. Dr. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen und Leiter des DigiSep-Forschungsprojekts.
5. ETIM-Kongress
Im Juni 2022 fand im Lehr- und Lernzentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) zum fünften Mal der Kongress „Emerging Technologies in Medicine“ (ETIM) an der Universitätsmedizin Essen statt. Die Themen „Künstliche Intelligenz“ und „Bioinformatik“ standen bei dem Symposium des neu gegründeten Instituts für Künstliche Intelligenz in der Medizin (IKIM) im Mittelpunkt. Tagungsleiter Prof. Dr. Jochen A. Werner, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Universitätsmedizin Essen und Mitglied der Steuerungsgruppe des Instituts für Künstliche Intelligenz in der Medizin, und Prof. Dr. Michael Forsting, Leiter des Instituts für Diagnostische Radiologie des Universitätsklinikums Essen, Prodekan für Planung und Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen sowie Sprecher des Vorstands des Instituts für Künstliche Intelligenz in der Medizin (IKIM), leiteten die Tagung.
Keynote-Sprecher Jörg Dräger, Geschäftsführender Direktor des Stiftungsrates der Kühne-Stiftung, stellte im Auftaktvortrag mit dem Titel „Coding is politics: How algorithms influence our lives“ die gesellschaftlichen Aspekte der urch Künstliche Intteligenz vorangetriebenen Transformation des Gesundheitswesens in den Fokus. Weitere Schwerpunktthemen waren die Verfügbarkeit und Qualität von Daten als unerlässliche Grundlage für KI, KI-basierte Industrie-Lösungen für die Krankenversorgung und konkrete Forschungs- und Entwicklungsprojekte zum Thema KI im Krankenhaus.
Der ETIM-Kongress hat sich als innovativer KI-Branchentreff für Medizininnen und Mediziner, Informatikerinnen und Informatiker, Ingenieurinnen und Ingenieure, Forscherinnen und Forscher, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Gesundheitsdienstleistende etabliert. 2022 kamen Teilnehmende und Referentinnen und Referenten aus acht Ländern zusammen, darunter waren auch Spezialisten aus der Schweiz, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien, den USA, Kanada und Äthiopien.
Modellstandort für Genom-Medizin
Die Universitätsmedizin Essen wurde 2022 vom GKV-Spitzenverband (GKV-SV) als eines von bundesweit achtzehn Zentren ausgewählt, an denen künftig Genom-Analysen bei Patienten mit Seltenen Erkrankungen von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Digitale Verfahren zur Sequenzierung und Analyse der vollständigen Genomsequenz sind ein zentraler Schlüssel zur Verbesserung von Diagnostik und Therapie in der Medizin. Die Regelung trat im Januar 2023 in Kraft und gehört zum Modellvorhaben Genomsequenzierung nach § 64e SGB V.
„Künftig wird am Universitätsklinikum Essen die umfassende Genom-Analyse bei Patientinnen und Patienten mit einer seltenen Erkrankung zum Standard gehören. Mit diesen wertvollen Informationen werden wir in schwierigen Fällen die Leidenszeit der Patientinnen und Patienten bis zur richtigen Diagnose verkürzen und die Suche nach möglichen Therapien bzw. optimierter Versorgung maßgeblich verbessern“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Frank Kaiser, Direktor des Instituts für Humangenetik und Sprecher des Zentrums für Seltene Erkrankungen an der Universitätsmedizin Essen.
Im Rahmen des Modellprojekts wurden gezielt Zentren ausgewählt, die höchste Qualitätsansprüche in der Sequenzierung erfüllen. Zudem spielte die enge Verzahnung der molekularen Forschung mit der weiteren Diagnostik und der sich daraus ableitenden Versorgung eine entscheidende Rolle. Dies ist durch die enge Zusammenarbeit des Instituts für Humangenetik und des Essener Zentrums für seltene Erkrankungen (EZSE) gewährleistet.
KIADEKU – ein digitales Pflege-Forschungsprojekt
Im April 2022 erhielt das digitale Pflege-Forschungsprojekt „KIADEKU“, durchgeführt von den Projektpartnern Universitätsmedizin Essen, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der sciendis GmbH, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Förderzusage für rund 1,7 Millionen Euro. KIADEKU steht für „KI Inkontinenz-assozierte Dermatitis Dekubitus“. Das Projekt verknüpft Verfahren der Bilderkennung mit der Praxis des Wundmanagements. Pflegefachpersonen werden zukünftig durch ein KI-System unterstützt, um Wundarten besser beurteilen zu können. Das System soll die Pflegefachpersonen von administrativen Tätigkeiten entlasten. Es schlägt anhand digitaler Aufnahmen und nach leitliniengerechten Kriterien (Wundgröße, Farbe oder Rötungen zum Beispiel) Formulierungen zur Dokumentation vor. Bei Unsicherheiten können Wundeexperten und -expertinnen hinzugezogen und die Funktion eines Chatbots genutzt werden. Das Projekt ist im Januar 2022 gestartet und läuft bis Ende Februar 2025.
Inbetriebnahme von neuem Strahlentherapiegerät
Im März 2022 hat die Universitätsmedizin Essen (UME) in der Klinik für Strahlentherapie ein neues Strahlentherapiegerät in Betrieb genommen. Das „Ethos“-System, eine Investition von 3,8 Millionen Euro, ist ein hochentwickelter Beschleuniger und ermöglicht eine extrem präzise und schnelle Therapie. In ganz Deutschland kommt bisher nur ein weiteres Gerät dieser Art zum Einsatz. Das Gerät erfasst in wenigen Sekunden die Position eines Tumors und scannt die umgebenden Organe mittels Computertomographie. Ein Hochleistungscomputer ermöglicht es dem Strahlentherapieteam, mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) einen Bestrahlungsplan innerhalb kurzer Zeit an veränderte Organ- und Tumorpositionen anzupassen. Von der neuen Bestrahlungstechnik werden insbesondere Patientinnen und Patienten mit Tumoren im Bereich von Bauch, Becken, Thorax und der Kopf-Hals-Region profitieren.
„Bei dem hochentwickelten Linearbeschleuniger handelt es sich um ein Therapiesystem, mit dem über die schnelle bildgeführte intensitätsmodulierte Strahlentherapie hinaus der Bestrahlungsplan vor der Therapie an veränderte anatomische Verhältnisse im Patienten angepasst werden kann“, sagt Prof. Dr. Martin Stuschke, Direktor der Klinik für Strahlentherapie.
Mercator Research Center Ruhr fördert IGAL* mit 360.000 Euro
Im Januar 2022 ist ein Verbundprojekt zum immunologischen Gedächtnis bei chronischen Lungenerkrankungen gestartet, an dem die Universitätsmedizin Essen federführend beteiligt ist. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Ruhrlandklinik, des Universitätsklinikums Essen, der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum wollen im neuen Verbundforschungsprojekt IGAL* (Immunologische Gedächtnis der Asthmatischen Lunge) untersuchen, wie das „Gedächtnis“ des Immunsystems bei Erkrankungen wie Asthma funktioniert. Die These: Fehlsteuerungen des immunologischen Gedächtnisses lösen möglicherweise asthmatische Anfälle aus. Das Forschungsvorhaben wird in den kommenden zwei Jahren durch das Mercator Research Center Ruhr mit 360.000 Euro gefördert.
Am Projekt IGAL* sind auf Seiten der Universitätsmedizin Essen Prof. Dr. Michaela Schedel von der AG Translationale Pulmonologie an der Ruhrlandklinik, Dr. Sebastian Reuter von der AG Experimentelle Pneumologie und Prof. Dr. Christian Taube, Leiter der Klinik für Pneumologie, sowie auf Seiten der Ruhr-Universität Bochum Privat-Dozent Dr. rer. nat. Marcus Peters (Molekulare Immunologie), Prof. Dr. Barbara Sitek (Clinical Proteomics) und Prof. Dr. rer. nat. Ingo Schmitz (Molekulare Immunologie) beteiligt.
Die beiden Universitätsmedizinen der Ruhrmetropolen Essen und Bochum wollen mit Mit diesem Verbundprojekt zum immunologischen Gedächtnis bei chronischen Lungenerkrankungen ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit weiter ausbauen. Da das immunologische Gedächtnis ebenfalls eine tragende Rolle bei anderen chronischen oder infektiösen Erkrankungen und beim Erfolg von Transplantationen spielt, ist eine Formierung einer DFG-Forschungsgruppe zum Thema „Das Immunologische Gedächtnis der Leber und LUnge (IGLU)“ in Planung.